Rückschau:

Jugendhaus Unterwegs: 11.Juli - 18. Juli 2010

“Damit ihr Hoffnung habt” – unter diesem Motto begaben wir uns mit einer Gruppe aus dem Jugendghaus auf den Jakobsweg in Norddeutschland. Was Pilgern eigentlich vom Wandern unterscheidet und wie es uns auf unserer Pilgertour von Wismar nach Nütschau so erging könnt ihr hier nachlesen.


Fotogalerie: Jugendhaus Unterwegs – Damit ihr Hoffnung habt

Vor dem Pilgern

„Damit ihr Hoffnung habt“ unter diesem Motto gingen wir eine Woche auf dem Jakobsweg pilgern. Pilgern ist mehr als „nur“ wandern. Pilgern bedeutet, sich hoffnungsvoll auf Unbekanntes, Abenteuerliches einzulassen. Passend dazu gib es ein sehr schönes Zitat von Hape Kerkeling „Pilgern ist nicht Wandern! Wandern bedeutet vor allem ruhiges Vorankommen; Pilgern ist ein bewegtes Innehalten. Oder, anders ausgedrückt: Man wandert mit den Füßen, aber man pilgert mit dem Herzen!“

Und los! Uns so trafen wir uns am Sonntagabend mit sechs Jugendhäuslern hier in Nütschau um uns auf den vor uns liegenden Weg einzustimmen. Denn Montagfrüh sollte es von Nütschau aus losgehen. Wir begannen den Tag gemeinsam mit der Laudes und danach spendete Bruder Leo uns den Reisesegen. Nach dem Frühstück konnte es dann auch direkt losgehen. Von Nütschau aus gingen wir nach Bad Oldesloe zum Bahnhof und fuhren von dort nach Wismar. So konnten wir den ganzen Tag noch in der wunderschönen Hansestadt verbringen. Aufgrund des durchaus warmen Wetters nutzen wir die Nähe zur Ostsee aus und verbrachten den Nachmittag, nachdem wir unsere Pilgerherberge im Heiligen Geist Hospital bezogen hatten, an der Ostsee. Anschließend guckten wir uns die Altstadt an. Unter anderem waren wir in der Nikolaikirche. Dort ist zur Zeit eine Ausstellung „Skulpturen zum Befassen“. In der ganzen Kirche waren Holzfiguren aufgestellt, und bei jedem war ein Hinweis mit dabei auf dem stand „bitte anfassen“. Sehr schön, zumal ja meistens darauf hingewiesen, dass man Ausstellungsstücke nicht berühren darf. Im Heiligen Geist Hospital bekamen wir noch eine Führung durch die Kirche, in deren Nebenzimmer wir schlafen konnten. Den Regenguss am Abend nutzten dann einige noch als Duschersatz.

Weil es am nächsten Morgen immer noch regnete, verschoben wir unseren Aufbruch etwas nach hinten. Nachdem wir die Laudes gebetet hatten, hatte auch der Regen glücklicherweise aufgehört und so konnten wir losgehen. Unser erstes Ziel war Grevesmühlen, etwa 20 Kilometer von Wismar entfernt. Weil es an diesem Tag (wie auch den Rest der Woche) recht heiß war, gönnten wir uns, als wir ankamen erst mal ein Eis. Lecker. Genau das Richtige bei diesen Temperaturen. Abends beten wir in der Kirche, in deren Gemeindehaus wir schlafen durften die Komplet. Vorher erzählte uns der Pastor noch einiges wissenswertes über die Kirche. Es war total schön, wie lieb wir in allen Gemeinden aufgenommen wurden, und wie viel Vertrauen uns entgegengebracht wurde. MIttagspause So überließ uns zum Beispiel der Pastor in Grevesmühlen den Schlüssel für die Kirche über die Nacht, damit wir am nächsten morgen bevor wir weiter gingen noch die Laudes beten konnten. Und das war früh. Denn weil es wieder ein sehr heißer Tag werden sollte, beschlossen wir um drei aufzustehen und dann los zu gehen. Die erste halbe Stunde gingen wir, wie die nächsten Tage auch, im Schweigen. So hatte man zeit über die Bibelstelle des Tages nachzudenken oder auch einfach nur die Umgebung richtig wahrzunehmen. Da wir schon so früh gestartet waren, kamen wir auch schon Mittags in Schönberg an. In Schönberg gab es, sehr schön, ein Freibad. So konnten wir uns dort etwas entspannen und erholen. Leider waren wir am nächsten Tag einer weniger, da eine so kaputte Füße hatte, dass sie nicht mehr weiter pilgern konnte. Schade.

...und mitten durch das Feld Unser nächstes Ziel war Lübeck. Eigentlich war der Weg mit den gelben Jakobsmuscheln, oder einfach nur gelben Pfeilen recht gut ausgeschildert. Doch auf unserem Weg nach Lübeck gingen uns irgendwann die Markierungen verloren. So fanden wir uns dann plötzlich mitten auf einem Feld wieder. Da wir nicht umkehren wollten, gingen wir einfach weiter. So überquerten wir einen Knick und dann standen wir vor einem riesigen Rapsfeld. Ein bisschen wie bei dem Kinderspiel „Wie gehen heut auf Bärenjagd“, indem auch immer irgendwelche Hindernisse auftauchen. „Wir können nicht über das Feld, wir können nicht dran vorbei, wir können nicht drunter durch, wir müssen mitten durch“. Und weil wir ja alle voller Hoffnung waren, dass wir Lübeck auch auf diesem Weg erreichen können (immer hin konnten wir es schon sehen) , ging es los, mitten durchs Feld. Letztendlich stellte sich heraus, dass wir durch unsere Wanderung durchs Feld den Weg etwas verkürzten, was bei den Temperaturen nicht schlecht war. So kamen wir wieder um die Mittagszeit an unserem Zielort in Lübeck an. Auch dort wurden wir wieder total freundlich aufgenommen. Einige nutzen den Nachmittag um das vorhandene Schlafdefizit wieder auszuholen, andere schauten sich die schöne Stadt an. Beim Kaffeetrinken hatten wir ein kleines Infogespräch über die Lübeckermärtyrer, die im nächsten Jahr seliggesprochen werden sollen. Bevor wir zu Farid zum Grillen gingen, nahmen wir an dem Gottesdienst in der Krypta der Herz-Jesu-Kirche teil.

Angekommen Am nächsten Tag ging es weiter nach Reinfeld. Reinfeld hatte fast direkt neben dem Gemeindehaus ein Freibad. So konnten wir uns nach dem Pilgern gemütlich an den See legen und entspannen. Von Reinfeld war es dann nicht mehr allzu weit bis nach Nütschau. So ließen wir den letzten Tag unserer Pilgertour ganz entspannt angehen. In Bad Oldesloe angekommen machten wir noch einmal eine kurze Pause und dann waren wir auch schon fast da. Es war schön, nach einer Woche pilgern hier in Nütschau die Schlossstraße entlag zu kommen und zu wissen, dass man angekommen ist. Wir ließen unsere Tour dann hier noch gemeinsam ausklingen.

Sonnenaufgang am Morgen Das Pilgern war eine tolle Erfahrung. Es ist so schön, wenn man den ganzen Tag gewandert ist, anzukommen, da zusein und die Schuhe auszuziehen. Wir wurden in jeder Gemeinde so freundlich aufgenommen. Mir haben auch die vielen verschiedenen Kirchen gefallen, es war interessant während der Komplet festzustellen, wie unterschiedlich die Akustik in den unterschiedlichen Kirchen ist.
Mir geht es immer wieder so, wenn ich in Norddeutschland unterwegs bin, dass ich feststelle, wie schön es doch hier im Norden ist. Die Natur ist so abwechslungsreich und es gibt hier im Norden so viele schöne Ecken. Meiner Meinung nach hat sich auch das frühe Aufstehen durchaus gelohnt. Nicht nur, weil wir dann vor der Mittagshitze schon an der Pilgerunterkunft waren, sonder auch, weil wir ganz viele schöne Sonnenaufgänge sehen konnten. Es war echt eine tolle Woche mit einer super Gruppe.

Lena


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