Rückschau:
Jahresrückblick 2018
Das Jahr 2018 neigt sich mit großen Schritten dem Ende entgegen. Auch für uns ein guter Zeitpunkt noch einmal auf das vergangene Jahr zurückzublicken.
Unser Konvent
„Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt“ – dieser Vers aus dem Psalm 30 war für uns im Kloster Nütschau eine entscheidende österliche Botschaft. Diese hoffnungsvolle Ermutigung schenkte uns eine überraschende Antwort auf die Fragen, die sich uns in diesem Jahr stellten angesichts weltweiter Unsicherheiten und Gefahren. Von der Fastenzeit an begleitete uns dieser Vers hin zur Feier des Leidens und Sterbens Jesu und führte in die Osternacht, in der sich dieses Wort neu aufschloss. Wir sind dankbar für diese Osterbotschaft, die sich im Motiv unserer Osterkerze abbildet und die uns das ganze Jahr hindurch an die Freude, die aus Gott kommt, erinnern konnte.
Einen Höhepunkt des Jahres bildete der Tag des offenen Klosters am 21. April. Wir gaben zwischen 9 und 18 Uhr einen Einblick in unser Leben, Beten und Arbeiten. Erstaunt waren wir über die zahlreichen Besucherinnen und Besucher, von denen über tausend an einer Klosterführung teilgenommen haben. Das Küchenteam bot Mittagessen, Kaffee und Kuchen an. Mit Freude dürfen wir zurückschauen auf die gute Vorbereitung, Gelassenheit und Koordination, namentlich von Bruder Lukas und vielen Helfern.
Um die Suche nach Frieden ging es vom 9. – 13. Mai auf dem Katholikentag in Münster, an dem sich mehrere Nütschauer Brüder beim benediktinischen Standort „pax benedictina“ an der Ludgerikirche engagierten. Dank der Beteiligung vieler Klöster ist diese Begegnung zu einer bestärkenden Erfahrung von benediktinischer Gemeinschaft geworden. Unsere Anerkennung geht vor allem an die Hauptorganisatoren Sr. Thekla aus der Abtei Varensell und unserem Br. Lukas, für den das letzte Jahr seines Theologiestudiums angebrochen ist. Für das überdiözesane Seminar zur Priesterausbildung St. Lambert, in dem er studiert, hat Br. Lukas federführend bei der deutschlandweiten Werbekampagne Ruf mitten im Beruf die Erfahrungen aus seinem vorherigen Beruf einsetzen können.
Als Kloster sind wir ein Mehrgenerationenhaus. Welches Geschenk es ist, mit drei Generationen gemeinsam unter einem Dach zu leben, erlebten wir dieses Jahr während einiger Erkrankungen der Mitbrüder. Gemeinsam trugen wir auch die Sorgen und die Trauer um einige Angehörige der Mitbrüder.
Am Sonntag, den 15. Juli haben wir bei unserer Obstkoppel in Zusammenarbeit mit der Katholischen Friedensstiftung Hamburg einen Friedensbaum gepflanzt. Die Pflanzaktion unter Beisein des Stiftungsvorstands Prof. Dr. Heinz-Gerhard Justenhoven, der Geschäftsführerin Frau Tanja Höfert, einigen Stiftern, Mönchen und Gästen wurde zu einer kleinen Friedensfeier. Weitere Neupflanzungen vor allem alter Apfelsorten folgen im Frühjahr. Die inzwischen entstandenen Lücken auf der von den ersten Mönchen in Nütschau angelegten Streuobstwiese werden so geschlossen. Unterstützt werden wir dabei von der HASPA-Lotterie Ahrensburg.
Im August war der evangelische Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein Gothart Magaard bei uns zu Gast. Die Radpilgerreise auf dem Mönchsweg von Glückstadt nach Fehmarn nutze er, seine Frau und einige Begleiter zur Feier des Stundengebetes und einer abendlichen Gesprächsrunde mit dem Konvent. Für uns war dies ein starkes Zeichen gelebter Ökumene.
Am Samstag, den 18. August beging unsere Ortsgemeinde Travenbrück ihr 40-jähriges Bestehen mit dem sogenannten „Brückenfest“. Es wurde erinnert an die Vereinigung der 6 Ortsteile beiderseits der Trave. Das Fest begann mit einem ökumenischen Gottesdienst auf der Travebrücke, den Pastor Diethelm Schark von der evangelischen Kirchengemeinde und unser Prior Bruder Johannes gemeinsam geleitet haben. Der neue Bürgermeister Reinhold Pareike sprach ein Grußwort und sein Vorgänger Herr Peter Lengfeld bekam eine Auszeichnung zum Dank für die vielen Jahre seiner Arbeit als Amtsinhaber. Anschließend feierte die Gemeindebevölkerung auf der kleinen Festwiese, wobei die Hauptattraktion ein Turnier am großen Lebendkicker war, bei dem auch unser Kloster eine Mannschaft von Mönchen und Mitarbeitern stellte.
Durch das warme und trockene Sommerwetter haben wir etwa drei Wochen früher als sonst mit der Apfelernte begonnen. Bruder Andreas, dem neben Kirche, Sakristei und Refektorium auch die Obsternte anvertraut ist, freute sich über die frühe Reife der Äpfel und ihre gute Qualität. Ora-et-Labora-Gruppen, Schulklassen und Geflüchtete halfen beim Pflücken und Aufsammeln. Der Erntekorb, den Jugendliche zum Altar brachten, steht für unseren Dank an Gott und an die vielen Helferinnen und Helfer.
Haus St. Ansgar
Die Pilgerfahrt nach Irland „Auf den Spuren des Heiligen Benedikts“ fand im Oktober dieses Jahres statt. 31 Personen nahmen an der Fahrt teil, die Br. Benedikt geleitet und mit Herrn Seán McDonnell vorbereitet hatte. Höhepunkte der Fahrt waren die Begegnungen mit den Mönchen in Glenstal Abbey in Murrore, mit den Schwestern in Kylemore Abbey – Sr. Maire Hickey OSB nahm sich viel Zeit für die Gruppe – und der liebevolle und sehr offene Austausch mit dem Bischof von Limerick, Brendan Leahy. Während des Gespräches wurde der dramatische Wandel der Kirche Irlands überdeutlich.
Neben den zahlreichen Kursangeboten, die sich über mehrere Tage im Haus St. Ansgar erstrecken, waren auch die Tagesveranstaltungen, wie Einkehrtage und Klosterbesuche gut besucht. Hinzu kommen die „Sonntagsgespräche“, die Sonntagskonzerte und das „Nütschauer Forum“. Bruder Matthäus organisiert diese und konnte auch in diesem Jahr interessante Themen und Personen finden. Allen Referenten und Referentinnen im Haus St. Ansgar sagen wir herzlichen Dank für die Mitgestaltung eines zeitgemäßen Bildungsprogramms in Nütschau.
Haus Raphael
Bruder Josef berichtet über die Männerarbeit im Haus Raphael: Beliebt ist das Haus für die Möglichkeit eine Zeit der Ruhe zu haben oder an einem der zahlreichen Angebote teilnehmen zu können. Zusammen mit Ludger Nikorowitsch fanden auch wieder die Waldexerzitien im Steigerwald statt. Die Nütschauer Männersamstage hatten als Jahresthema: „Ein Mann wie ein Baum“.
„Männer kochen anders“ war eine Folge der Kirchensendung der NDR-Reihe Klosterküche – Kochen mit Leib und Seele überschrieben. Hier zeigt Bruder Josef im Interview mit Pastorin Annette Behnken sein Können als Koch und stellt die Männerarbeit bei uns vor. Daraus entstand eine Einladung zum Kloster Loccum, wo Bruder Josef einen Workshop zum Thema „Leib als Spiegel der Seele“ und einen Abendvortrag zum Thema Waldexerzitien und Visionssuche halten wird.
Jugendhaus St. Benedikt
Unser Jugendhaus St. Benedikt steht in einer Umbruchphase. Das Gebäude war zunächst 1906 als Inspektorhaus des Gutes Nütschau entstanden und hat als Jugendhaus den Charme des Gemütlichen und Alten. Seit langem ist es dringend erneuerungs- und erweiterungsbedürftig. Platz für 32 Betten anstelle der bisherigen 25 zu haben ist ein wichtiges Ziel, damit beispielsweise eine größere Schulklasse oder unsere Teilnehmer an den beliebten Pfingst-, Silvester- und Osterkursen problemlos untergebracht werden können. Barrierefreiheit, besserer Brandschutz, energetische Dämmung und ein Raum für Kreativität werden ebenso angestrebt wie die Erweiterung des Stillen Bereichs für Jugendliche und junge Erwachsene, die hier eine Auszeit oder einen ungestörten Ort zum Studieren suchen.
In Zusammenarbeit mit der Hochschule Düsseldorf haben sich zehn Architekturstudentinnen im Rahmen ihrer Bachelorarbeit mit dieser Aufgabe beschäftigt. Herr Daniel Hoch als Leiter des erzbischöflichen Bauamtes aus Hamburg, Br. Lukas und Br. Johannes bildeten einen Teil der Jury und prämierten den besten Entwurf. Davon inspiriert und begleitet von einem ehemaligen Zivildienstleistenden erarbeiteten Br. Johannes und Br. Lukas eine inhaltliche Vision für die benediktinische Jugendarbeit in Nütschau. Als Leitwort soll die Einladung aus dem Johannesevangelium dienen: Komm und Sieh. Bei der Suche nach einem passenden baulichen Konzept erhielten wir von mehreren Architekturbüros Vorschläge.
Damit es eine sichere Grundlage für eine Entscheidung im Konvent geben kann, muss jetzt die Frage der Finanzierung geklärt werden. Seit September betreiben wir aktiv Fundraising. Auch für die Unterstützung durch die Fotokünstlerin CP Krenkler aus St. Pauli/Hamburg und den Architekturfotografen Klemens Ortmeyer sind wird sehr dankbar. In unserem Buchladen bieten sie nun hochwertige Bilder von unserer Klosterkirche in limitierter Auflage zum Verkauf an. Den Erlös stiften sie für das Jugendhausprojekt. Für die vielen Spenden, die in den letzten Monaten eingegangen sind, sagen wir an dieser Stelle ausdrücklich herzlichen Dank. Jede, auch noch so kleine Hilfe, sehen wir als Ermutigung, dass die Jugendarbeit in Nütschau auch zukünftig ein wichtiger Bestandteil unserer Mitverantwortung für Kirche und Gesellschaft in Norddeutschland sein soll.
Freundeskreis
Der Tag der Freunde am 17. März begann mit der Mitgliedervollversammlung des Freundeskreises Kloster Nütschau e.V.. Herr Karl-Heinz Schaffer stellte sich als neuen 1. Vorsitzenden vor. Herr Schaffer Er wurde vom Vorstand als Nachfolger für den aus gesundheitlichen Gründen zurück getretenen Herrn Martin Weickenmeier gewählt. Auch Frau Dr. Christiane Gatzemeier ist neues Mitglied im Vorstand und übernimmt den Platz von dem langjährigen Vorstandsmitglied Frau Dr. Gabriele Fox.
Herr Peter Wunsch führte durch das Programm und Frau Mechthild Kuhn berichtete von den finanzierten Freundeskreisprojekten des vergangenen Jahres. Darunter fallen auch die seit Juni installierten neuen Buffet-Kühltheken in den Speisesälen, die bei den Gästen sehr guten Anklang finden. Der Referent am Tag der Freunde war Bruder Josef. Er sprach am Nachmittag über die Männerarbeit in Nütschau unter der Überschrift: „Damit mehr Leben ins Leben kommt“.
Kirchenasyl
Wie in den vorangehenden Jahren sind wir auch im Jahr 2018 mit dem Thema Flucht konkret in Berührung gekommen. 40 Menschen waren für kürzer oder länger bei uns im Kirchenasyl. Auch hier gilt ein Dank unseren Mitarbeitern und ehrenamtlichen Helferinnen, die ihnen Deutschunterricht erteilen und sie seelisch durch ihre Warmherzigkeit stärken. Auch unseren FSJlern und FÖJler gilt ein Dank für die herzliche Aufnahme einer Geflüchteten in deren WG. Wir hoffen, dass das Kirchenasyl den Menschen einen guten und gerechten Weg hier in Deutschland eröffnet. Dankbar sind wir, dass wir als benediktinische Gemeinschaft diese Möglichkeit der Begleitung haben. Br. Benedikt konnte sich in einer Podiumsdiskussion auf dem Katholikentag in Münster mit seinen Erfahrungen zu diesem Thema einbringen.
Erzbistum Hamburg und Nachbarschaft
Als geistlicher Ort in unserem Erzbistum Hamburg haben wir die Freuden und in diesem Jahr auch die großen Sorgen unseres Bistums mitgetragen. Dazu gehörte auch die dankbare Freude und das Gebet für unseren Erzbischof Stefan Heße bei seinem silbernen Priesterjubiläum am 18. Juni. Am Sommerfest des Erzbischofs in Kiel konnten Br. Johannes und Br. Benedikt teilnehmen. Beim Festgottesdienst am Ansveruskreuz in Einhaus/ Ratzeburg erlebten wir die Gründung der Pfarrei St. Ansverus im Pastoralen Raum Stormarn-Lauenburg-Nord unter dem Leitwort: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben“ (Joh 15,5).
In diesem Jahr begingen wir mit der Kirche von Hamburg in besonderer Weise das Gedenken an die vier Lübecker Märtyrer. Vor 75 Jahren wurden sie in Hamburg wegen ihrer Kritik am unmenschlichen System der Nazis und wegen ihres aufrichtigen Bekenntnisses zu unserem Herrn Jesus Christus durch das Fallbeil hingerichtet.
So rief in diesem Jahr Erzbischof Stefan zu einer Wallfahrt zu den Lübecker Märtyrern auf. Am 23. Juni, dem Vorabend des Hochfestes der Geburt des heiligen Johannes des Täufers, pilgerten zahlreiche Gruppen aus dem gesamten Bistum nach Lübeck. Mit Br. Elija, Br. Andreas, Br. Raphael und Br. Simon wallfahrteten auch einige Gäste von unserem Kloster aus an der Trave entlang zu Fuß über Bad Oldesloe und Reinfeld nach Lübeck.
Das diesjährige Nachbarschaftstreffen am Nachmittag des 4. November war wegen der guten Durchmischung von jung und alt besonders schön. Geprägt war es von verhältnismäßig vielen Familien mit Kindern und der Begegnung von Altvertrauten und Hinzugekommenen. Es ist erfrischend, dass unser Dorf Nachwuchs hat und sich verjüngt. Nach dem gemütlichen Kaffeetrinken haben wir den ersten Teil der NDR Fernsehsendung „Klosterküche“ gezeigt. Unsere Nachbarin schrieb uns nach diesem Treffen: „Es ist ein großer Gewinn, dass die Klostergemeinschaft diese Möglichkeit anbietet, sich untereinander in Nütschau kennenzulernen und zu begegnen.“ Das gilt in Gesundheit und Krankheit, und besonders in Trauer. So denken wir beim Nachbarschaftstreffen immer an die Verstorbenen aus Nütschau.
Von Herzen wünschen wir allen Lesern, unseren Brüdern und Schwestern, Verwandten, Freunden, Nachbarn, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine gesegnete Weihnacht und ein gutes Jahr 2019.
Die Klostergemeinschaft in Nütschau
Konvent 2018
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