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Der Pilger im Moor
Letzte Woche waren wir auf der Suche nach einer Geschichte. Wir wollten wissen, wer die kleine braune Gummiente ist, die plötzlich hier auf dem Gelände auftauchte.
Heute haben wir eine kreative Einsendung erhalten. Gummienten sind ja meistens gelb. Warum ist unsere Ente denn dann braun? Diese Frage stellte sich auch Lioba und hat darauf eine Antwort gefunden:
Der Pilger im Moor
O schaurig ist‘s übers Moor zu gehn,
Wenn es wimmelt vom Heiderauche,
Sich wie Phantome die Dünste drehn
Und die Ranke häkelt am Strauche,
Unter jedem Tritte ein Quellchen springt,
Wenn es aus der Spalte zischt und singt!-
O schaurig ist’s übers Moor zu gehn,
Wenn der Röhrich knistert im Hauche!
Hohl über die Fläche sauset der Wind-
Was raschelt drüben am Hage?
Hu, hu, es ist – ein Hochlandrind!
Hier in der Nähe der Trave
Vom Ufer starret Gestumpf hervor,
Unheimlich nicket die Föhre,
Der Pilger geht, gespannt das Ohr,
Durch Riesenhalme wie Speere;
Da birst das Moor, ein Seufzer geht
Hervor aus der klaffenden Höhle;
Der Pilger im Morast nun steht
Ach wär er doch schon an der Steele
Der Pilger versinkt, o weh, o weh;
Wär nicht Jacobus in seiner Näh,
Sein gelbes Gummi fände spät
Ein Gräber im Moorgeschwele.
Voran, voran! Auch voller Dreck,
Voran, nach Compostela
Beim Pilgern ist das Ziel der Weg
Doch wär er heut gern schneller.
Vom richtgen Pfade abzukommen
Passiert ihm nie mehr wieder
Auf der Trave hergeschwommen
Ach, das wär er viel lieber
Da mählich gründet der Boden sich,
Und drüben, neben der Heide,
Die Glocke läutet so heimatlich,
Die Schafe stehn auf der Weide.
Tief atmet er auf, zum Moor zurück
Noch immer wirft er den scheuen Blick:
Im Brenner Moor war’s fürchterlich,
Mit Beinen so kurz wie seine.
Die Anspannung vom Pilger weicht
Als er das Herrenhaus sieht
Das Kloster Nütschau ist erreicht
Auf trockenerem Gebiet
Dort gibt es Bad, Bett und Gebet
Bevor nach einer Nacht
Zum Morgenlob er aufsteht
Und auf den Weg sich macht.
Lioba
Dreist nach Droste-Hülshoff
Vielen Dank für diese Einsendung!
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