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23. Türchen

Hinter dem dreiundzwanzigsten Türchen verbirgt sich für dich…

…ein toller Bericht von Hilda.


Kindheitserinnerung

„Schäfchen gehst du jetzt bitte auf dein Zimmer mit Papa, Oma und Onkel Edzard und wartest auf das Christkind!“, sagt Mama und lächelt mich an.
„Nein, ich will mich hier hinter den Kleidern der Garderobe verstecken, damit ich das Christkind sehen kann.“
„Meinst du denn, dass das Christkind hier überhaupt lang kommt?“
„Ja, denn egal welchen Eingang es nimmt, wird es durch den Flur müssen!“

„Ich sag´ dir jetzt mal was Löckchen“, mein Vater kniet sich vor mir hin, doch ich verschränke trotzig meine Arme: „Ich will es aber sehen, sonst glaube ich nicht an das Christkind!“
„Hör´ mir doch mal zu! Siehst du, das Christkind möchte doch gerne, dass man an es glaubt, deswegen ist es traurig, wenn du ihm nicht vertraust und dich einfach hinter Kleidern versteckst.“
Ich lächele listig: „Aber ich bin ja versteckt, da merkt es das Christkind doch gar nicht!“
„Na, was denkst du“, antwortet meine Mutter, „das Christkind ist doch was ganz Besonderes und sieht durch die Kleider in dein Herz und merkt es sofort.“
Jetzt tut mir meine trotzige Handlung schon leid: „Meinst du, dass das Christkind jetzt schon weint wegen mir?“
Oma greift sofort ein: „Ach nein, wenn du jetzt mit uns kommst, wird es schon alles vergessen haben, da bin ich mir sicher! Das Christkind ist sehr gnädig, sanftmütig und hat dich doch sehr lieb, oder was meint ihr?“
„Ja, ja, davon sind wir überzeugt!“, zwinkern die Anderen.

Also gehe ich erleichtert nach oben, eigentlich habe ich mich sowieso schon riesig auf diese aufregenden Minuten gefreut, in denen unten das Christkind wirkt und wir oben mit Puppen spielen und gespannt auf das Glöckchen warten, dass uns runterläutet!

Endlich klingelt es, ich schmeiße die Puppen weg und rase die Treppe runter.
Reiße die Tür des Wohnzimmers auf und bleibe staunend im Türrahmen stehen.
Wie verändert das Zimmer doch ist, fast muss ich weinen, so schön ist es.
Der Christbaum glitzert von tausend Kerzen, es ist so angenehm warm, ein wunderbarer Geruch von Keksen und Tee und dann so viele wunderschön verpackte Geschenke.
Ein Fenster steht weit offen.

„Siehst du, Schäfchen, in der Garderobe hättest du das Christkind gar nicht gesehen, es ist nicht durch die Tür, sondern durchs Fenster rein und raus gegangen!“, lächelt Mama und während sie das Fenster schließt bemerkt sie: „Du hast es leider ganz knapp verpasst!“
Das ist mir im Moment herzlich egal, als wäre diese göttliche Verwandlung nicht Beweis genug!
Ich starre noch einige Sekunden auf den Christbaum, der noch vor Stunden so normal aussah und nun- magisch erhellt- mir so ein wunderbares Gefühl von Freude und Geborgenheit in den Bauch zaubert. Dann kommen endlich Papa, Oma und Onkel hinter mir her, die noch aufgeräumt haben und schieben mich sanft ins Wohnzimmer rein.

Ach, was ich doch für eine kleine Träumerin war, genau genommen noch bin!
Denn auch wenn ich heute weiß, die Geschenke kommen von Mama, Papa, Oma und Onkel, so glaube ich doch immer noch fest an das Christkind.
Und genau in solchen, oben beschriebenen Momenten habe ich verstanden, dass die Beweise für die Existenz vom Christkind schon von ihm selber kommen, wenn man ihm nur vertraut und offen dafür ist, dass sie ganz anders kommen als man sie sich vorstellt.

Sehen konnte ich es nicht, aber ich kann es noch heute spüren, wenn ich die Verwandlung des Christbaums sehe, in die Augen meiner Eltern blicke, in den Armen meiner Oma liege, von meinem Onkel durch die Luft geschleudert werde.
Heute weiß ich; Das Christkind kommt nicht nur Weihnachten. Sondern begleitet mich jeden Tag des Jahres und achtet auf mein Herz.
Das Christkind ist mein treuster Freund und alles was ich ihm zurück geben kann ist Vertrauen.


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Autor*in


Hilda

Hilda

Hilda arbeitet seit dem 01.09.2020 als FSJ’lerin bei uns im Jugendhaus.

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Hilda

Hilda

Hilda arbeitet seit dem 01.09.2020 als FSJ’lerin bei uns im Jugendhaus.

Name: Hilda Louise Pauline Wilken

Funktion: FSJ’lerin im Kloster

Ursprünglich aus: Hamburg-Wandsbek

Geboren: 27.07.2001

*FSJ´lerin im Kloster und Franzihausmitbewohnerin:* seit 1.09.2020

Bisherige Laufbahn: Grundschule, Gymnasium, Abitur

Zukunftspläne: Christliche Community

Interessen: diskutieren, philosophieren, dichten, tanzen, lachen, lesen, Fahrrad fahren

Auf eine einsame Insel würde sie mitnehmen: meine Schwester

Nächste(s) Reiseziel(e): Polen

Merkwürdige Angewohnheiten: Tagträume, summen