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21. Türchen
Hinter dem einundzwanzigsten Türchen verbirgt sich für dich…
…eine Geschichte.
Der ganz besondere Chistbaum
„Dich hässlichen Baum werde ich wohl nie los!“, wütend schmeißt der Mann eine krummgewachsene Tanne um, „dabei verkaufe ich dich schon für den halben Preis!“
Aus einer Wunde an der Spitze rinnt, wie eine Träne, Harz den Stamm hinunter.
Die dicken und dichten Nadeln der Tanne haben eigentlich eine sehr schöne dunkelgrüne Farbe und groß gewachsen ist sie auch, nur kurz unter der Spitze ist sie krumm, diese Biegung an der Spitze lässt sie etwas lächerlich wirken. Also nicht gerade der Baum den man sich für ein feierliches Fest wünscht.
Ein kleiner Junge im Rollstuhl rollt vor die am Boden liegende, weinende Tanne, guckt sie aus großen dunkelgrünen Augen nachdenklich an.
„Mama, Mama, ich habe einen Baum gefunden!“, ruft er plötzlich laut.
Eine junge Frau löst sich aus der Menge der Suchenden und nähert sich dem Jungen. Sie blickt zweifelnd auf den Baum nieder.
„Josua, nur weil du dir das Bein gebrochen hast und Mitleid mit der Tanne hast, müssen wir dieses krumme Ding nicht kaufen! Andere Bäume sind doch viel schöner! Sieh, der da hinten, der wächst doch schön gerade!“
„Mama, das hat weder etwas mit meinem Bein, noch mit Mitleid zutun.
Ich möchte diese Tanne haben, weil sie perfekt ist, vertrau mir!“, er zwinkert der Tanne verschwörerisch zu, die rauscht glücklich mit ihren Zweigen.
„Bitte Mama, sie kostet sogar nur die Hälfte!“
„Na schön, wenn du unbedingt willst, wir holen den Christbaum ja sowieso nur deinetwegen!“
„Perfekt!“, antwortet Josua und lächelt der Tanne siegreich zu.
„Ihr habt euch aber ein krummes Ding andrehen lassen!“, lacht Josuas Vater als er die Tanne sieht.
„Ihr werdet noch staunen, wie perfekt sie ist, ich habe etwas ganz besonderes mit ihr vor!“
„Na, dann bin ich aber mal gespannt!“
„Das solltet ihr auch! Maria und ich werden heute allein den Weihnachtsbaum schmücken, nach der Messe könnt ihr euch dann überraschen lassen!“
„Gut, dann koch ich uns einen Tee und du und deine Schwester fangt an, damit wir auch pünktlich loskommen!“
Nun kitzeln also zwei emsige Kinderhände die krumme Tanne und schmücken ihre Äste mit allerlei Kugeln, Engeln, Lametta und Kerzen.
„Maria, bitte befestige das dort an der Krümmung genau unter der Spitze und auf die Spitze diesen Stern, bitte!
Perfekt, sieht doch prima aus.“, Josua betrachtet glücklich die Tanne, die sich in einen ganz besonderen, wunderschönen Christbaum verwandelt hat.
Am Abend zündet seine Mutter die Kerzen an und hält plötzlich staunend inne, als ihr Blick auf die Krümmung unter der besternten Spitze fällt.
„Schau dir das an!“, ruft sie ihren Mann zu sich.
Nun starren beide lächelnd auf diese bespottete Krümmung, in der nun eine kleine Holzfigur befestigt ist. Maria mit dem Jesuskind auf dem Schoß.
„Die habe ich selbst geschnitzt, als ich mich langweilte, weil ich nicht mit den anderen Kindern toben konnte.“, sagt Josua nicht ohne Stolz, „siehst du Mama, wäre der Stamm gerade gewesen hätte ich die Figur an ihm nirgends aufrecht und sichtbar befestigen können. Nun steht sie direkt unter der Spitze mit dem Stern, ist doch perfekt, oder?“
Die junge Frau nickt, drückt ihren Sohn ganz fest an sich und küsst ihn auf den Kopf.
Der neugeschmückte, perfekte Christbaum aber klimpert glücklich mit seinem Schmuck dazu.
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