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17. Türchen

Hinter dem siebzehnten Türchen verbirgt sich für dich…

…ein Text übers Singen in Corona Zeiten.


Gemeinsames singen

Ein deutsches Volkslied sagt uns:
„Musik verschönt das Leben,
Gesang erfreut das Herz.
Gott hat sie uns gegeben
zu lindern Leid und Schmerz.“

Aber ach, der Dichter kann wohl kaum bedacht haben, wie schwer sich 2020 diese Linderung gestaltet.

Da sitze ich zum Beispiel im Zug, gucke auf die grauen Wolken und fühle mich mal wieder unverstanden und von aller Welt verlassen.
Also beginne ich leise vor mich hin zu singen: „You won´t find out what has been killing me. Can´t you see me, can´t you see?“

Auf einmal sehen mich viele Augenpaare an.
Na gut, denke ich, sie mögen wahrscheinlich die Musik nicht.
Also gut, ich will ja keinen Stress.
Dann singe ich einfach ein Volkslied von Schubert.
„Leise flehen meine Lieder durch die Nacht zu dir…“, aber die Augen starren weiter, nur noch böser.
Okay, wahrscheinlich verschandle ich diesen wunderbaren Klassiker mit meiner Stimme sehr, aber ich kann doch nichts für meine kaum vorhandene Musikalität und mein gebrochenes Herz, also –
Dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen – Singen in geschlossenen Räumen und noch dazu in der Gemeinschaft mit so vielen Fremden ist ja VERBOTEN!

Singen in der Bahn, in der Kirche, gemeinsames Singen in großen Massen, war für uns, besonders zur Weihnachtszeit eine Normalität und nicht nur das, auch ein wichtiges Ventil für Alltagssorgen, wie es uns das Gedicht beschreibt.
Da geht es vielleicht so Manchem wie mir, dass er über seine Gefühle die neuen Schutzmaßnahmen vergisst und zum Beispiel, ganz unbedarft, in der Kirche lauthals „Macht hoch die Tür“ mit anstimmt, bis die bösen Blicke und der Laute Klang seiner einsamen Stimme ihn in die Realität zurück holen.

Doch auch wenn wir uns, zum Schutz der Gesundheit, wohl an diese Neuerungen gewöhnen müssen und in der Bahn oder in der Kirche besser lautlos mitsingen, als unsere Aerosole durch die ganzen Räumlichkeiten zu versprühen, heißt das natürlich nicht, dass wir ganz auf dieses Ventil verzichten sollten.
Unter der Dusche, mit der Hausgemeinschaft, dem Haustier oder über Videochat, kann man immer noch prima gemeinsam die Weihnachtszeit mit wunderschönen Weihnachtsliedern versüßen.


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Autor*in


Hilda

Hilda

Hilda arbeitet seit dem 01.09.2020 als FSJ’lerin bei uns im Jugendhaus.

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Hilda

Hilda

Hilda arbeitet seit dem 01.09.2020 als FSJ’lerin bei uns im Jugendhaus.

Name: Hilda Louise Pauline Wilken

Funktion: FSJ’lerin im Kloster

Ursprünglich aus: Hamburg-Wandsbek

Geboren: 27.07.2001

*FSJ´lerin im Kloster und Franzihausmitbewohnerin:* seit 1.09.2020

Bisherige Laufbahn: Grundschule, Gymnasium, Abitur

Zukunftspläne: Christliche Community

Interessen: diskutieren, philosophieren, dichten, tanzen, lachen, lesen, Fahrrad fahren

Auf eine einsame Insel würde sie mitnehmen: meine Schwester

Nächste(s) Reiseziel(e): Polen

Merkwürdige Angewohnheiten: Tagträume, summen