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12. Türchen

Hinter dem zwölften Türchen verbirgt sich für dich…


…ein Bericht von Clara und Hilda bei der Arbeit mit den Mönchen.


Mönchsarbeit

Wenn du mal im Kloster Nütschau eine Gebetszeit besuchst, solltest du mal ganz besonders auf den Auszug achten. Paarweise verbeugen sich die Mönche vor dem Altar.
Dies schaffen sie mit einer Würde und Harmonie, die man nur in einer Gemeinschaft erreichen kann, in der man sich ohne Worte versteht.

In diese Harmonie erhielt ich einen eindrucksvollen Einblick, als ich in der kalten Jahreszeit bei der Holzeinlagerung für den Kamin helfen durfte.
Eine kurze Anweisung von Bruder Wolfgang genügte, der sofort alle Utensilien im Blick hatte, die mir fehlten und ein perfekt funktionierendes System entwickelte sich.
Sofort war ich mit Ohrenschützern, einer Schubkarre und Handschuhen ausgestattet.
Bruder Simon reichte Bruder Wolfgang die Stämme an, dieser zersägte diese dann und verfrachtete sie in die von mir oder Clara bereit gestellten Schubkarre.
Während des Auffüllens half entweder Clara oder ich beim Heranschleppen von neuen Stämmen. Während der andere die volle Schubkarre mit Bruder Bonifatius im Schuppen aufstapelte.
Das Stapeln dauerte tatsächlich genau so lange wie das Sägen. Die beiden Schubkarren konnten also perfekt getauscht werden!

Jetzt denkt man vielleicht, ach so kompliziert ist das doch gar nicht!
Aber eine so perfekte Harmonie beim Arbeiten habe ich selten erlebt.
Keine Energie wurde durch untätiges Herumstehen verschwendet, jeder wusste was zu tun ist und sogar Fehler, die mir als Neuling passierten, fielen mir fast gar nicht auf.
Eine kurze Zurechtweisung, ein kaum merklicher Handgriff, ein Lächeln oder Kopfnicken, schon war alles wieder in Ordnung und es lief weiter wie am Schnürchen.
Beim Holzstapeln dachte ich zunächst: „Oh nein, wenn wir weiter in diesem Tempo arbeiten, dann fällt noch der ganze Stapel zusammen!“.
Das geht schnell, wie ich beim Holz holen entdeckt habe.
Außerdem fürchtete ich, dass wir unsere Köpfe aneinander rammen würden oder uns mit den Holzstücken die Köpfe einschlagen oder Finger einquetschen würden.
Aber nichts dergleichen passierte!

Bruder Bonifatius wich gekonnt jedem Angriff aus, noch nicht mal mit meinen Haaren kam er in Berührung. Nie griff er nach einem Holz, das ich greifen wollte.
Er achtete perfekt auf alles!
Auch das ich auf Grund meiner etwas schwachen Arme nicht so viele Hölzer stemmen und oft nicht weit genug warf war kein Problem! Bruder Simon nahm einfach ein paar Hölzer mehr und schmiss meine auf den gewünschten Platz.
Das System war also durch die Achtsamkeit der Mönche fehlerresistent.
Das Beste war natürlich, dass man auch gemeinsam lachen und albern konnte.
So standen wir am Ende, total dreckig und vom Regen durchnässt, aber überglücklich, vor einem leeren Wagen und einem vollen Holzschuppen und aßen Spekulatius, die Bruder Bonifatius extra aufbewahrt hatte und die immer noch schmeckten, obwohl sie noch von der letzten Holzaktion stammten.
Benediktiner Mönche hören also nicht nur beim gemeinsamen Gebet (Ora), sondern auch beim Arbeiten (Labora ) ganz genau aufeinander und schaffen damit eine ganz besonders schöne Atmosphäre!


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Autor*in


Hilda

Hilda

Hilda arbeitet seit dem 01.09.2020 als FSJ’lerin bei uns im Jugendhaus.

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Hilda

Hilda

Hilda arbeitet seit dem 01.09.2020 als FSJ’lerin bei uns im Jugendhaus.

Name: Hilda Louise Pauline Wilken

Funktion: FSJ’lerin im Kloster

Ursprünglich aus: Hamburg-Wandsbek

Geboren: 27.07.2001

*FSJ´lerin im Kloster und Franzihausmitbewohnerin:* seit 1.09.2020

Bisherige Laufbahn: Grundschule, Gymnasium, Abitur

Zukunftspläne: Christliche Community

Interessen: diskutieren, philosophieren, dichten, tanzen, lachen, lesen, Fahrrad fahren

Auf eine einsame Insel würde sie mitnehmen: meine Schwester

Nächste(s) Reiseziel(e): Polen

Merkwürdige Angewohnheiten: Tagträume, summen